Job erledigt, Mission erfüllt. So nüchtern brachte gestern Triathlet Florian Brungraber sein Rennen bei den Paralympics in Paris auf den Punkt. Dass hinter der klar strukturierten Denkweise des Projektleiters für Kraftwerksbau auch ein Mensch mit Emotionen steckt, wurde dann aber doch noch sichtbar. Bei der Frage, wie groß der Druck gewesen sei, in Paris zu “liefern”, fand der Mühlviertler zunächst keine Worte, da gingen ein paar Tränen auf die Reise. Nein, hier auf der Pont Alexandre III im Herzen von Paris als Zweiter ins Ziel zu kommen, das war kein Job, sondern ein unglaublicher Kraftakt, hinter dem drei Jahre harte Arbeit stecken.
Nachdem er bei seiner Paralympics-Premiere vor drei Jähren in Tokio schon Silber geholt hatte, hatte sich Brungraber die Latte für Paris sehr hoch gelegt. “Eine Medaille wollte ich schon unbedingt machen”, sagte der 39-Jährige, der sich in Paris wie schon in Japan dem Niederländer Jetze Plat geschlagen geben musste. Dieser dominiert
Brungrabers Schadensklasse seit Jahren wie ein Außerirdischer. “Jetze ist eine Maschine, eine Übermacht. So gesehen glänzt Silber für mich wie Gold”, sagte der Mühlviertler. Plat, der gestern mit fast einer Minute Vorsprung ins Ziel kam und dabei aussah, als hätte er eine Trainingsrunde gedreht, wird in Paris noch zwei Handbike-Rennen fahren und zum “Drüberstreuen” am Sonntag den Marathon im Rennrollstuhl absolvieren.
“Prügelei” in der Seine
Den zweiten Top-Mann aus den Niederlanden, Geert Schipper, hatte Brungraber gestern hinter sich lassen können. Keine leichte Übung: “Beim Schwimmen lagen wir gleichauf, da gab es mindestens 50 Berührungen, das war fast eine Prügelei.” Beim Handbiken kämpfte Schipper mit technischen Problemen, weil sich der Akku seiner elektrischen Schaltung löste. Brungraber: “Da sieht man, was beim Triathlon alles passieren kann.”
Die Hoppalas in seinem Team hatten glücklicherweise keine Folgen. Beim ersten Wechsel “verlief” sich kurz seine Freundin und Rennhelferin Sabine Pux, beim zweiten bremste sich Brungraber auf der falschen Seite der Wechselzone ein. “Keine Ahnung, warum das passiert ist, aber wenn man sich so verausgabt, da ist man halt im Nirwana”, sagte er.
Von diesem “Nirwana” wechselte Brungraber nach dem Rennen in ein Happy-Land. Das mit seiner Lebensgefährtin geteilte Glück schien sich zu verdoppeln. “Mir war es sehr wichtig, dass ich das mit meiner Freundin gemeinsam erlebe”, strahlte der versilberte Triathlet, der seinen Goldschatz Sabine vor vier Jahren im Linzer Parkbad entdeckt hat. Da trainierte die Hobby-Triathletin neben dem Paralympics- Sportler, der sich bei einem Unfall mit dem Gleitschirm im Juli 2011 eine inkomplette Querschnittlähmung zugezogen hat. Dass er neben seinem Beruf zum erfolgreichen Spitzensportler wurde, ist der Nachweis seines bewundernswerten Stehvermögens.
Quelle: OÖ Nachrichten, Christoph Zöpfl